Inline-Speedskating und Eisschnelllauf – eine perfekte Kombination für Joey Mantia und Michel Mulder

Es ist eine beeindruckende Liste: Inline-Skater, die von Rollen auf Kufen wechselten und äußerst erfolgreich wurden. Namen wie Chad Hedrick, Derek Parra, Jennifer Rodriguez, Brittany Bowe, Peter Michael, Bart Swings, Joey Mantia und in den Niederlanden Mark Tuitert, Koen Verweij sowie die Brüder Michel und Ronald Mulder. Sie sind Beispiele für eine wachsende Gruppe von Inline-Skatern, die scheinbar aus dem Nichts den Eissport dominierten. Man könnte meinen, dass die Kombination beider Sportarten der Schlüssel zum Erfolg ist – viele Trainer sind jedoch skeptisch. Kritiker behaupten, dass das Inline-Skating die Eisschnelllauftechnik stört und einmal antrainierte Bewegungsabläufe nur schwer abzulegen sind. Doch die ehemaligen Weltmeister im Inline-Speedskating und Eisschnelllauf, Michel Mulder und Joey Mantia, haben eine andere Meinung. „Ich habe schon immer beide Sportarten kombiniert“, sagt Michel Mulder. „Ich stimme den Trainern überhaupt nicht zu, die behaupten, dass eine Sportart die andere negativ beeinflusst.“
Inline-Skating und Eisschnelllauf – eine schlechte Kombination?
KC Boutiette, ein amerikanischer Inline-Skater, wollte seine Technik verfeinern und hoffte, dies auf dem Eis tun zu können. Ein Jahr später qualifizierte er sich für das olympische Team und blieb zwanzig Jahre lang im Eisschnelllauf aktiv. In seinem Windschatten folgten viele Inline-Skater. Doch mit ihnen kam auch eine Diskussion auf, die immer wieder aufflammt: Ist Inline-Skating schädlich für den Eisschnelllauf? Um diese Frage zu beantworten, muss man die technischen Unterschiede zwischen den beiden Sportarten verstehen.
Unterschiede zwischen Eisschnelllauf- und Inline-Skate-Boots
Ein moderner Inline-Skate-Schuh unterscheidet sich deutlich von einem Eisschnelllauf-Schuh. Inline-Skates sind höher und robuster, während Eisschnelllauf-Schuhe schlanker und aerodynamischer sind. Ein Blick auf den Cádomotus Balance-Schuh und den Cádomotus Ci1 iD Inline-Rennschuh verdeutlicht diese Unterschiede.
Der Cádomotus Balance-Ice-Eisschnelllaufschuh und der Cádomotus Ci1 iD-Inline-Rennschuh
Inline-Skates und Eisschnelllauf-Schuhe haben unterschiedliche Designs, da sich die Techniken beider Sportarten unterscheiden. Beim Eisschnelllauf baut man während des Abdrucks Druck auf. Eine tiefe Körperhaltung ermöglicht eine längere Streckung der Beine und somit höhere Geschwindigkeiten. Dabei werden die Knöchel fixiert, was beim Inline-Skating nicht notwendig ist. Hier sind die Bewegungen dynamischer, weshalb mehr Knöchelunterstützung erforderlich ist – daher ist ein Inline-Skate-Schuh höher als ein Eisschnelllauf-Schuh.
Ein anderer Abdruck
Beim Inline-Skating wird mehr Druck zu Beginn des Abdrucks ausgeübt. Eine zu starke Streckung des Beins kann jedoch den Grip auf den Rollen verringern. Beim Eisschnelllauf hingegen kann das ganze Körpergewicht in den Abdruck gelegt werden, da die Kufe durch das Eis schneidet. Dadurch kann das Bein voll durchgestreckt werden, um maximale Geschwindigkeit zu erzeugen. Beim Inline-Skating würde dies jedoch zu einem Verlust des Halts führen.
Deshalb ist die Abdrucktechnik im Inline-Skating anders: Der Druck wird zunächst nach innen und dann nach außen verlagert – eine Technik, die als "Double-Push" bekannt ist. Der Cádomotus Ci1 iD Schuh wurde speziell entwickelt, um diese Technik zu unterstützen. Er bietet optimale Kontrolle, Kraftübertragung und ausreichend Halt im Knöchelbereich. Der Eisschnelllauf-Schuh hingegen ist subtiler gestaltet, um ein besseres Gefühl für das Eis zu vermitteln.
28-time world champion inline speed skating Joey Mantia, ISU World Champion Mass Start (Heerenveen 2021) ice speedskating
Kombination von Inline-Skating und Eisschnelllauf auf höchstem Niveau
Viele traditionelle Trainer kritisieren den Double-Push und die höhere Körperposition im Inline-Skating. Sie glauben, dass diese Technik im Eisschnelllauf ineffizient sei. Sollte man also Inline-Skating als Eisschnellläufer aufgeben? Michel Mulder diskutierte dies oft mit seinem Trainer Gerard van Velde. „Diese Gespräche waren nicht einfach“, sagt er. Doch Mulder bewies, dass die Kombination beider Sportarten für ihn funktionierte. 2011 gewann er als Inline-Skater eine WM-Bronzemedaille in Korea und wurde nur sieben Wochen später Zweiter bei den niederländischen Meisterschaften im Eisschnelllauf. „Ein Jahr später konnte ich sagen: Es funktioniert. Lass es uns nochmal machen.“
Auch Joey Mantia sieht keine Probleme in der Kombination. Aktuell konzentriert er sich zwar nur auf den Eisschnelllauf, doch nicht aus technischen Gründen: „In Salt Lake City gab es keine geeignete Inline-Bahn“, erklärt er. Dennoch wechselt er ab und zu auf Inline-Skates. „Ich versuche immer noch, den Double-Push auszuführen, ohne meine Eisschnelllauf-Technik zu beeinflussen.“
Michel Mulder wurde 2012 in Ascoli, Italien, Weltmeister im Inlineskaten über 500 Meter. Zwei Jahre später wurde er Olympiasieger in Sotchi 2014 über 500 Meter.
Vorteile für junge Athleten
Michel Mulder glaubt nicht, dass Inline-Skating jungen Eisschnellläufern schadet. „Kinder können so viel lernen“, erklärt er. „Ich halte es für Unsinn zu sagen, dass sie nicht beides machen können. Es ist gut, junge Athleten vor neue Herausforderungen zu stellen. Sie profitieren in jeder Hinsicht davon.“
Michel Mulder liegt im Teamsprint beim ISU-Weltcup im Eisschnelllauf an der Spitze
Mentale Vorteile des Inline-Skatings
Mantia betont die mentale Stärke, die Inline-Skater durch Wettkämpfe entwickeln. „Im Inline-Skating gibt es eine enorme Wettkampfmentalität. Der Eisschnelllauf ist körperlich anstrengender, aber Inline-Skater haben eine höhere Schmerztoleranz. Vielleicht liegt es an der Atmung oder es ist eine mentale Sache. Viele Inline-Skater, die zum Eisschnelllauf wechseln, sind daher schnell erfolgreich.“
Peter Michael gewinnt den ISU-Weltcup über 5.000 m in Astana 2016
Fazit: Leidenschaft für Inline-Skating bleibt
Joey Mantia liebt das Eisschnelllaufen, aber sein Herz schlägt weiterhin für das Inline-Skating. „Es ist einfach mehr Spaß. Ich bin kein Sportwissenschaftler, aber Inline-Skating ist für mich die bessere Wahl.“ Michel Mulder sieht es ähnlich: „Inline-Skating ist ein spektakulärer Sport. Man könnte denken, dass mir mein Eisschnelllauf-WM-Titel mehr bedeutet, aber mein Inline-WM-Titel ist genauso wertvoll.“